Mannomann, ich glaube, Myanmar wäre im… Handumdrehen das Lieblingsland meiner Oma Juanita geworden (Handumdrehen – sagt ihr das so?). Die hat nämlich Gold über alles geliebt. Und so viel wie hier habe ich von diesem berauschenden Metall noch nie in meinem Leben gesehen. Man muss nur die Tempelbezirke besuchen, dann kann man so richtig im Gold schwelgen. Und wann immer einen die Sehnsucht danach überkommt: Man hält einfach im nächsten Ort an, da findet sich unter Garantie ein Stupa mit einem güldenen Überzug. Er mag zwar vielleicht nicht groß sein, aber für den Rest der Etappe bis zur nächsten großen Pagode wird es reichen. Ich finde Gold übrigens auch ziemlich klasse – schon allein wegen Oma.
Überhaupt konnte ich mich an den Tempelbezirken kaum sattsehen. Denn an den Stellen, an denen kein Gold war, gab es knallbunte und glitzernde Muster! Ihr erinnert euch vielleicht an meinen Musterrausch in Istanbuls Moscheen. Die Pagoden in Myanmar stehen dem in nichts nach. Lauter kleine Kacheln und Spiegelchen. Hummelstark!
Auch in manchen anderen Dingen haben mich die Pagoden an Moscheen erinnert. Die Stimmung ist nämlich durchaus ähnlich und die Gläubigen nutzen sie auf vergleichbare Weise. Es ist für die Einheimischen natürlich ein Ort der Besinnung und der Gebete. Aber ebenso ist es eine Stätte der Begegnung und der Entspannung. Gruppen von Pilgern oder Großfamilien sitzen auf dem blankgefegten Boden unter freiem Himmel, unterhalten sich, picknicken oder ruhen sich aus.
Aus einem Gebetshaus kann durchaus mal Gekr… Gesang von Mönchen oder Nonnen dringen. Am Tempelfest werden neue Spenden über Lautsprecher öffentlich gelobt mit einem langgezogenen: „Daaaaadu, daaaaadu.“. Das heißt so viel wie „Gut gemacht“, hat mir einer der kleinen frechen Affen am Mount Popa gesagt. Also, ruhig und ehrfürchtig wie in christlichen Kirchen ist es hier nicht. Eher freudig entspannt und mittendrin gibt es immer wieder Inseln voller Innigkeit. Das ist da, wo jemand betet.
Jedenfalls sind Pagoden für mich immer wieder Orte zum richtig Wohlfühlen. Ich bin gerne dort, weil es so schön viel zu gucken gibt, die Stimmung so angenehm entspannt ist und die Gläubigen sich ganz natürlich an diesen heiligen Stätten verhalten.
Infos:
In Myanmar war ich zum Jahreswechsel 2014/15.