Quer durch diesen Berg fährt die Jungfraujochbahn.
Quer durch diesen Berg fährt die Jungfraujochbahn.

Zivilisensation!? – Ernesto philosophiert

Der Mensch und die Zivilisation

 

Ich muss euch was gestehen: Ich finde euch Menschen und eure Zili… Zifi… Zivi-li-sation irgendwie merkwürdig. Ihr haltet euch immer für wahnsinnig zivilisiert. Das seid ihr auch. Aber ihr fühlt euch deshalb genauso wahnsinnig überlegen. Überlegen gegenüber anderen Menschen, aber auch über jegliche andere Lebewesen, Tiere in erster Linie (ja, auch Reiseraben). In vielen Bereichen könnt ihr prompt Sachen machen, die andere niemals zustande kriegen würden: Ihr untertunnelt ganze Berge, schafft Baumaterial auf 3 500m Höhe und baut dort Aussichtsplattformen, Restaurants, Eispaläste und andere Zauberwelten. Ihr erfindet Zahnrad- und Seilbahnen, mit denen man eine halbe Stunde lang bergauf fährt. Ihr entwickelt hochtechnisierte Kleidung, die nicht nass wird und in der ihr nicht friert samt Skiern, Snowboards und anderen verrückten Sportgeräten. Ihr klügelt Fahrpläne aus, in denen die Linien und Abfahrtszeiten genau aufeinander abgestimmt sind und die bei Schnee, Eis und sonstigen Widrigkeiten weitgehend eingehalten werden können. Richtig große Taten also für die ich Plüschrabe euch echt bewundere.

 

 

 

Aber dann… fehlt es an so grundlegenden Kleinigkeiten: 20 Leute müssen bei der Abfahrt des Zuges auf dem Bahnsteig stehen bleiben, weil die Menschen im überfüllten Zug nicht in der Lage sind, in die Mitte des Waggons aufzurücken. Auch nicht nach der entsprechenden automatischen Durchsage und einem zotteligen Reiseraben, der es fliegenderweise vormacht. Eure Kameras zeigen Bilder mit x-Millionen Pixel an, aber ihr bleibt nebeneinander direkt vor einer Treppe im überfüllten Bahnhof stehen und schaut sie euch an. Ihr beobachtet eine Lawine in der ersten Reihe und dreht euch zu eurem nichts sehenden hinten stehenden Begleiter um mit den Worten: „Du hast was verpasst.“ Ihr steht das zweite Mal am schon recht geplünderten Buffet an und drängt euch an eurem Vordermann vorbei mit der Bemerkung: „Da ist ja wirklich fast nichts mehr da.“ Ihr –

NEIN, ich höre jetzt auf! Ich könnte noch viele solche Geschichtchen erzählen. Aber ich mag euch echt total gern und hier soll auf keinen Fall ein anderer Eindruck entstehen. Aber ich glaube, es ist erlaubt, auch mal einen Spiegel vorzuhalten, der weniger Angenehmes zeigt. Nicht böse sein, bitte. Einfach besser machen.

 

 


Infos:

 

Schaut euch mal die Strecke zum Jungfraujoch genau an!

 

In Grindelwald war ich im Dezember 2013.