Gesunkenen helfen heißt königlich handeln (Ovid)

Hilfsprojekte

 

„Som sra bier moi. Okun.“ Mein Rabenhirn arbeitet auf Hochtouren und mein Schnabel artikuliert die fremden Worte langsam und gewissenhaft. Das Lächeln des äußerst freundlichen Obers wird zu einem Grinsen. Am Ende des Satzes strahlt er über das ganze Gesicht. Ich auch. 5 Minuten später bringt er mir ein Bier. Ich habe tatsächlich das Richtige gesagt.

 

 

Spätere Übungseinheiten
Spätere Übungseinheiten

 

 

Der junge Kellner trägt ein grünes T-shirt mit der Aufschrift „Trainee“. Hinter ihm steht eine Frau mit einem orange T-shirt. Darauf steht „Teacher“. Es ist also kein ganz normales Lokal. Aber irgendwie doch, zumindest hier in Kambodscha. In diesem Restaurant werden Straßenkinder ausgebildet - zum Kellner, zum Koch, zum Barkeeper. Zum großen Teil trägt sich der Betrieb selbst, so dass die staatliche Unterstützung immer weiter gekürzt werden kann. Es gibt viele solche Lokale im Land der Khmer. Manchmal werden Bauernkinder ausgebildet, manchmal werden sie von ausländischen NGOs ins Leben gerufen und unterstützt. Und deshalb ist das Restaurant gar nicht so unnormal wie ich zuerst dachte.

 

 

 

 

Ich war sogar im Circus. Auch das ist ein Hilfsprojekt. Ein Trupp Kambodschaner hat eine Art Kunstschule gegründet mit Tanz, Musik, Artistik, Literatur usw. Als es die ersten Absolventen gab, begannen sie, gemeinsam den Circus auf die Beine zu stellen, damit die jungen Künstler einen Job bekommen. Heute gibt es täglich ausverkaufte Vorstellungen und einen Souvenirladen mit eigenem Kunsthandwerk im Angebot. Die Organisation trägt sich selbst und die Überschüsse fließen an die Schule. Und ganz nebenbei: Die Vorstellung war atemberaubend! Solide Artistik, hintergründige Geschichte, bunte Bilder in der Manege und mitreißende Live-Musik. Solltet ihr in Siem Reap sein, solltet ihr unbedingt dorthin gehen!

 

 

 

 

Kambodscha ist voll mit diesen lokalen Hilfsprojekten. Ich glaube, das liegt an der schlimmen Zeit mit den Roten Khmern unter Pol Pot und dem folgenden langwierigen Bürgerkrieg, der erst Mitte der 90er-Jahre endete. Das rief eine großzügige Weltöffentlichkeit auf den Plan.

 

 

In einer Silberschmiede wird der gegossene Rohling poliert.
In einer Silberschmiede wird der gegossene Rohling poliert.

 

 

Ich finde diese Art von Hilfe absolut sinnvoll, denn es ist eine Hilfe zur Selbsthilfe und sie verbessert die Lebenssituation direkt vor Ort: Straßenkinder kriegen Arbeit und können für sich selbst sorgen. Landminenopfer spielen gemäß ihrer Möglichkeiten in kleinen Straßenorchestern alte Volksweisen, Passanten können spenden oder CDs kaufen. Die Unterstützung ist auf die dortigen Gegebenheiten abgestimmt: Die jungen Menschen lernen, wie ihre Vorfahren (die alten Khmer) zu malen, zu tanzen, zu musizieren… und präsentieren diese Traditionen den Touristen. Witwen gründen gemeinsam eine kleine Töpferwerkstatt und verkaufen ihre Produkte in ihrem Garten am Straßenrand. Genau so muss das laufen!

 

 


Infos:

Hier habe ich ein paar solcher Projekte gesammelt. Ich habe sie allesamt selbst besucht und für gut befunden: 

Le Tonlé - Restaurant in Kratie

Romdeng - Restaurant in Phnom Penh

Champey Association - Kunstschule in Phnom Penh

Artisans d´Angkor - Kunstschule in Siem Reap

Phare - Circus in Siem Reap

 

Dieser Reiseführer legt Wert auf nachhaltiges Reisen und verweist auf eine Vielzahl solcher Hilfsprojekte: Kambodscha, Stefan Loose Travel Handbücher, DuMont Reiseverlag

 

Dieser Reiseanbieter legt Wert auf nachhaltiges Reisen und bietet eine Vielzahl an Besuchen von Hilfsprojekten.

 

In Kambodscha war ich zum Jahreswechsel 2015/16.