Mittelalterliches Leben, die erste – uuuuuuund ab!

La Alberca (Kastilien und Leon)

 

Es gibt ja welche von euch, die sagen: „Man muss über den Tellerrand hinausschauen.“ Genau das wollte ich heute tun, denn schließlich sind Raben an sich schon neugierige Vögel und Reiseraben erst recht. Also suchte ich mir einfach ein Städtchen in der Nähe aus, flog über einen Pass und landete La Alberca, denn das liegt nicht mehr im allernördlichsten Norden der Extremadura, sondern schon in Kastilien und Leon.

 

 

 

 

Na, die Häuser sehen ja lustig aus! Und prompt ganz anders als die, die ich bisher in der Extremadura entdeckt habe. Ich hopse weiter und staune ganz ordentlich, denn das ganze Ortszentrum sieht so aus. Kein Haus hat eine andere Bauweise! Was für eine tolle Kulisse für eine mittelalterliche Filmszene! Tatsächlich ist auch durch die streng eingehaltene Siesta wirklich kein einziger Zweibeiner unterwegs und selbst aus den Häusern ist kein Laut zu hören. So als würde alle brav ihren mittäglichen Siestaschlaf halten. Oder... -mein Kopfkino springt an- ich bin tatsächlich in einer Filmkulisse und hinter den leeren Fassaden warten alle lautlos und gespannt auf die Klappe: „Mittelalterliches Leben, die erste - uuuuuuund ab!“ und dann bricht in den engen Gassen das Leben los.

 

 

 

 

Ich bringe mich auf einem Dachgiebel in Sicherheit und warte. Nichts passiert. Alles bleibt völlig ruhig. Schließlich mache ich mich wieder auf den Weg, doch sicherheitshalber flattere ich lieber.

Doch wieso zum Kuckuck werden hier die Häuser soooooo anders gebaut? Ich frage einen nett und wissend aussehenden Mann im Café auf der Plaza Mayor. Und der erklärt mir Folgendes: Nachdem im Mittelalter die Christen weite Teile Spaniens von den Muslimen zurückerobert hatten (reconquista), wurde die Gegend um La Alberca herum auch von Franzosen besiedelt. Deshalb heißt die Hochebene hier auch Sierra de Francia und deshalb wurden die Fachwerkhäuser nach burgundischem Stil mit den vorwiegend senkrechten Balken errichtet.

 

 

 

 

Ich bestaune noch viele, viele enge Gassen, in die nun langsam Leben einkehrt, denn die Siesta ist zu Ende. Außerdem freue ich mich darüber, dass ich über meinen Tellerrand hinausschauen wollte und somit diesen hummelstarken Aus-Flug gemacht habe. Hätte ich es nicht getan, hätte ich was verpasst.

 

 


Infos:

 

In der Extremadura war ich im April 2023.