Gut Ding will Weile haben

Tiersafaris

 

"Wie der guckt! Als hätte man ihn auf frischer Tat ertappt." Haben wir auch. Gerade hat er sich nämlich seinen Vorrat von der Fütterungsplattform geholt und will sich unauffällig verdrücken. Das ist an sich nichts Besonderes unter den Orang-Utans. Vielen ist der Holzsteg mit den Bananen und Süßkartoffeln zu bevölkert und prominent. Das Beachtliche an diesem jungen Kerl ist die Menge seines Vorrates.

 

 

 

 

Hier hocke ich nun und um mich herum zwei bis vier Dutzend Menschen. Gemeinsam bewundern wir die gemächlich futternden Orang-Utans in ihrem prächtig schimmernden rotbraunen Fed... quatsch, Fellkleid. Affen sowie Menschen sitzen entspannt herum, knabbern an den Früchten oder wechseln manchmal ein paar leise Sätze und fotografieren.

 

 

 

 

So geht das eine bis zwei Stunden: fressen, knabbern, rumsitzen, fotografieren, staunen... Dann sind die Vorräte aufgefressen, Orang-Utans, Menschen und Reiseraben ziehen sich langsam zurück. Die Affen schwingen sich gekonnt durch die Baumkronen, übrigens ein absolut sehenswerter Vorgang, weil sie exakt wissen, an welche Stelle des Astes sie sich zu hängen haben, damit er sich unter ihrem Gewicht genau zu der Stelle hinbiegt, an die sie wollen. Ihr Zweibeiner spaziert den kurzen schmalen Dschungelpfad entlang, der euch zu den Schiffen zurückführt und ich begleite euch fliegenderweise. Der Dschungel ist zu dicht für mich um quer hindurchzufliegen.

 

 

 

 

Für die nächsten Stunden werde ich auf einem Holzstuhl oben an Deck sitzen und mich den Sekonyer-Fluss (Südkalimantan) entlangschippern lassen bis zur nächsten Beobachtungsstelle, wo sowohl Orang-Utans als auch Menschen wieder auf die Fütterung warten werden. Sind das gemächliche Tage! Leider sind es die letzten meiner laaaaaaaangen Reise durch Indonesien, aber als Abschluss ist diese Ruhe ideal. Überhaupt sind Tierbeobachtungen etwas sehr Gemächliches und Stilles. Meine Safaris im Tangkoko-Nationalpark z.B.: Da bin ich stundenlang spazieren geflogen durch den Urwald und wenn es Tiere zu beobachten gab, habe ich mich gemütlich niedergelassen und geguckt.

 

 

 

 

Oder der Tag bei den Komodowaranen: Da bin ich wieder mit einem kleinen Schiff hingefahren worden und habe dann einen zweistündigen Aus-Flug an Land gemacht. Für Zweibeiner ist es ein Spaziergang.

 

 

 

 

Immer wieder habe ich in diesen Wochen festgestellt: Tierbeobachtungen sind sehr geruhsam. Eine einzige Voraussetzung braucht es allerdings, um Safaris wirklich genießen zu können: Geduld. Denn eine ganze Menge Zeit verbringst du mit mehr oder weniger ziellosem Herumstreifen durch den Wald und mit dem Warten auf den Moment, an dem z.B. die Koboldmakis aufwachen. Und wenn dann Tiere auftauchen, tollen sie nicht unbedingt herum oder verfallen in anderweitigen Aktionismus. Oft bleiben sie einfach dort, wo sie aufgetaucht sind und gucken Löcher in die Luft. Aber wenn du das aushalten kannst, dann sind Safaris eine absolut entspannende und schöne Angelegenheit.

 

 


Infos: 

 

Die Orang-Utans habe ich im Tanjung Puting-Nationalpark im Süden von Kalimantan (indonesischer Teil Borneos) beobachtet. Es sind ausgewilderte Menschenaffen, d.h. Findelkinder, die in der nahen Aufzuchtstation großgezogen wurden, bis sie allein lebensfähig waren. Seitdem leben sie frei und wild im Dschungel. Die einzige Verbindung zur Aufzuchtstation besteht in der Futterplattform. Sie wird einmal täglich zu einer festen Zeit mit Bananen und Süßkartoffeln bestückt und die Orang-Utans können sich daran gütlich tun, wenn sie möchten. Somit können die Ranger den Zustand der Tiere im Auge behalten und ihnen ggf. helfen und die Reisenden können sie beobachten. 

Die Komodo-Warane habe ich nicht auf Komodo, sondern auf der Nachbarinsel Rinca beobachtet. Beide liegen vor der Küste von Flores, ganz im Westen, von der Stadt Labuan Bajo aus gut erreichbar. 

Die übrigen Tiere habe ich im Tangkoko Dua Saudara-Nationalpark im äußersten Nordostzipfel von Sulawesi gesehen. 

 

In Indonesien war ich im Juli/ August 2019.