Tja, manchmal kann man halt nicht verreisen, selbst wenn man gerne möchte. Ich zum Beispiel bin ein Schönwetter-Reisevogel, zumindest optisch muss es schön sein. Da hat das Wetter in den letzten Monaten überhaupt nicht mitgespielt. Aber jetzt hatte ich den Schn… … „die Nase“ sagt ihr, glaub´ ich, wirklich voll. Ich wollte was von der Welt sehen. Weil es aber immer noch kalt und hässlich draußen war, habe ich sie mir nach Hause geholt. Zu meinem Nest (rein ging nicht, es war einfach zu klein). Und was habe ich mir geholt? Island! Einen Sänger mit seiner Gitarre und seiner Ukulele, der heißt Svavar Knútur und kann nicht nur toll musizieren, sondern auch sehr lebendig Geschichten aus seinem Leben erzählen. Ein paar deutsche Islandfans, die entweder dort leben oder schon gefühlte 1 574 Mal da waren, und ein paar von meinen Kumpels haben ihm auch zu gehört.
Auch wenn ich selbst noch nicht in Island war, habe ich an dem Abend doch das eine oder andere über diese Insel erfahren können. Scheint ja ein geradezu magisches Land zu sein. Zumindest strahlt es eine bis nach Deutschland reichende Faszination aus, die einige Leute zu ergreifen scheint.
Es ist aber wohl auch ein bisschen schräg. Svavar hat erzählt, dass die isländische Sprache sehr kurz ist, also mit wenigen Worten auskommt. Das liegt daran, dass es dort so kalt ist und der Isländer den Mund nicht so viel offen stehen haben will. Da muss man ja als Tourist wohl ganz schön aufpassen, denn wenn man den Erzählungen der anderen glauben will, gibt es dort so tolle Sachen zu sehen, dass einem der Schnabel durchaus mal offen stehen bleibt.
Isländischen Kuchen habe ich an diesem Abend gefressen. Der war ungefähr so schokoladig wie italienisches Schokoladeneis und so gehaltvoll Mousse au chocolat. Eine echte Schokoladenkalorienbombe. Und das, obwohl der Bäcker schon 200 g Zucker weggelassen hat. 200 g! Weggelassen! Da ist man ja bei dem Originalkuchen nach 5 Bissen satt. Aber vielleicht brauchen die Isländer ja so viele Kalorien. Schließlich ist es eine ganz schön lange Zeit ganz schön dunkel (fast Polarnacht!).
Apropos: Wie finden die den tiefbraunen Kuchen überhaupt im Dunkeln? Wahrscheinlich backen sie in der hellen Zeit einen Vorrat, stellen die Kuchenarmee an einem ganz bestimmten Ort ab und merken sich ganz genau, wie viele Kuchen wo stehen.
Isländischen Schnaps habe ich auch getrunken. Brennivin heißt der und das ist ein traditioneller mit Kümmel angesetzter Kartoffelschnaps. Wie auch immer die alten Isländer an Kümmel rangekommen sind. Man muss Kümmel mögen, dann ist er wirklich gut. Aber eure kleinen Gläser sind ja noch viel unpraktischer als die großen. Die kann ich zwar mit einem Fuß heben, aber ich habe mich dauernd verschluckt. Mal wieder half der Strohhalm. Also, Kümmel mag ich, deshalb fand´ ich Brennivin gut. Aber mir kam zu Hörlöchern, dass die Isländer vergammelten Haifisch dazu essen. Pfui, warum das denn, um Horus´ Willen?? Der muss vergammelt sein, habe ich gelernt, weil er frisch durch die viele Harnsäure giftig ist. Deshalb lässt man ihn in einer Holzkiste vergammeln, dann baut sich die Harnsäure ab, aber er würde trotzdem noch etwas nach Ammoniak riechen. Besonders traditionell ist es wohl, das am 23. Dezember zu fre… ääääh, zu verzehren. Ich musste spontan an die Nierenspieße auf dem Frankfurter Weihnachtsmarkt denken. Die riechen auch immer nach Menschenpipi! Igitt! Das ist nicht mal was für uns Allesfresser.
Also, ihr seht, ich war zwar noch nicht in Island, habe aber trotzdem ein bisschen davon kennen gelernt: Essen, Trinken, Musik, Sprache, Menschen und ihr Denken. Nach Island wollte ich schon lange mal und dieser Abend hat mich in meinem Vorhaben noch bestärkt.
Überhaupt muss ich oft an diesen Abend zurück denken. Es war so gemütlich, so schön melancholisch und lustig zugleich. Und ein Wohnzimmer war genau der richtige Rahmen für Svavar, seine Geschichten und seine Musik. So… persönlich.
Infos:
Svavar facebooken, sofern du englisch und/ oder isländisch kannst.
Svavar war im April 2013 zu Besuch.