Omar, sein traditionelles Haus und der Hurricane

Das Leben eines Casabesitzers

 

"Oh, wie hübsch!" Ich bewundere flatternd das frisch getünchte Haus und vor allen Dingen den fast reiserabenkleinen Schaukelstuhl auf der Veranda. Schaukelstühle gibt es hier in Kuba in jedem Haushalt und zwar mindestens zwei Stück. Aber in meiner Größe habe ich noch nie einen gesehen!

 

 

 

 

"Und hier stand unser altes Haus." Ich hocke auf Omars Schulter und er zeigt mir, wie er lebt. Gerade sind wir im Garten hinter dem Wohnhaus und er deutet auf die Bretterlandschaft vor ihm. Dabei erzählt er mir die Geschichte vom Hurricane. Der fegte 2008 über seinen Wohnort Viñales und beträchtliche Teile Kubas hinweg. Die Bevölkerung wurde rechtzeitig gewarnt. So auch Omar, seine Frau Belkys und ihr Kind und deshalb konnten sie ihr Haus notdürftig sichern und wurden in ein sicheres Gebäude im Ort gebracht.

 

 

Wie beim Zyklon ist das Dach auch heute noch mit Leinen gesichert.
Wie beim Zyklon ist das Dach auch heute noch mit Leinen gesichert.

 

 

Alle drei und das Dach überstanden den Wirbelsturm unbeschadet, aber das Haus unter dem Dach hatte sich so stark geneigt, dass es unbewohnbar geworden war. 5 Monate lang bauten sie das neue heutige Wohnhaus weiter vorne auf dem Grundstück. Zum großen Teil konnten sie das Holz des alten Gebäudes nutzen. Der Staat unterstützte sie beim Fundament, den Fenstern und Türen. In dieser Zeit wohnten die drei in einem engen Schuppen, der auf ihrem Grundstück stehen geblieben war.

 

 

 

 

Omar war in dieser Zeit Staatsangestellter und arbeitete in einer touristisch erschlossenen Höhle der Mongotes. 2016 wurde ihr Grundstück an die Stromversorgung angeschlossen. Somit war auch die letzte Bedingung zur Eröffnung einer Casa particulares (private Unterkunft) erfüllt, was Omar und Belkys umgehend nutzten. Sie bauten noch ein zweites schmuckes Holzhaus, etwas kleiner als ihr Wohngebäude. Obwohl sie damit nur ein einziges Zimmer am Rande des Touristenortes Viñales anbieten können, verdienen sie mehr, als Omars mageres Staatsgehalt betrug. Außerdem bauen sie etwas Gemüse und Obst an, haben ein paar Hühner und ein Schwein. "Ich muss zwar mehr arbeiten, aber das macht mir Spaß", sagt der Hausherr.

 

 

 

 

Nun trägt mich Omar ins Haus. Hier erkenne ich die typische Aufteilung eines traditionellen kubanischen Hauses wieder: Die Haustür führt direkt in den Wohnbereich, der weiter hinten in die Ess- und/ oder Gerümpelecke übergeht. An der Seite abgetrennt sind die Schlafstuben, hinter allem liegt über die ganze Breite des Hauses die moderne Küche mit elektrischen Kochstellen. Extra abgetrennt vom Haus befindet sich noch weiter hinten die traditionelle offene Sommerküche mit Feuerstelle.

 

 

 

 

So, nun kennt ihr die Geschichte von Omar und Belkys und habt wieder etwas typisch Kubanisches kennengelernt: Ganz viele Menschen müssen mit den Schäden eines Zyklons fertig werden, teilweise bestimmt auch mehrfach im Leben. Viele Zweibeiner auf dem Land wohnen in einem traditionellen Haus aus Holz mit Palmwedeldach und dem gleichen Grundriss wie bei den beiden. Kubaner, die ein einigermaßen gutgehendes Gasthaus für Touristen (Restaurant oder Casa) besitzen, haben ein gutes Einkommen. Und nicht zuletzt: Die Kubaner sind große Umbauer, Improvisateure (sagt ihr das so?) und Wiederverwerter.

 

 

Dieser Frau hat ein Zyklon ein Zimmer weggerissen. Als Ersatz für den beschädigten Herd bekam sie die Kochplatte vom Staat. Das Zimmer konnte sie nicht wieder aufbauen, da sie keine Rente bezieht und auf Zuwendungen ihrer Kinder angwiesen ist.
Dieser Frau hat ein Zyklon ein Zimmer weggerissen. Als Ersatz für den beschädigten Herd bekam sie die Kochplatte vom Staat. Das Zimmer konnte sie nicht wieder aufbauen, da sie keine Rente bezieht und auf Zuwendungen ihrer Kinder angwiesen ist.

Infos: 

In Kuba war ich im Dezember 2019.