„Noroc!“ – „Noroc!“ – Gläserklingeln, Dosenzischen, Korkenploppen - so schallt es von manchen Motorbooten zu mir herauf. Die Motorboote sind dann meist auch keine im klassischen Sinne, sondern es sind Privatyachten, die eisvogelschnell durch die engen Kanäle heizen und Riesenwellen machen. Die Menschen tragen Bikinis, Sonnenhüte, Hawaiihosen und Schmuck, riechen nach Duschgel und Haarpflege und sitzen überall verteilt auf ihrem kleinen Schiff. Manchmal ertönt aus einem Lautsprecher mehr oder weniger blechern klingende Popmusik. Irgendwie passt ihr Verhalten nicht in das naturnahe, ruhige Delta, sodass sich diese Urlauber schlicht danube… äh, danebenbenehmen. Pfui, Taubenschiss!
Aber viele Besucher sind anders, zum Glück, wie ich finde. Die anderen, das sind die, die brav mit ihren halblangen Hosen, T-shirts und Schirmmützen auf den Bänken eines einfachen Motorbootes hocken, Fotoapparate in der Hand halten und neben sich eine Wasserflasche ins Boot geklemmt haben. Das sieht zwar ein bisschen spießig aus, aber uns Vögeln ist dieser Menschenschlag lieber. Vor ihnen müssen wir nicht so früh wegfliegen, denn meistens tun sie nichts außer Fotos schießen und aufgeregt in der Gegend herumdeuten. Sie sind einfach leiser, langsamer und behutsamer und stören uns somit weniger. Richtig hummelstark fänden wir es, wenn ihr noch die lautlosen Elektroboote benutzen würdet, das würde uns noch weniger stören.
In diesem Zusammenhang ist mir etwas anderes aufgefallen: Euch Menschen hört man immer erst bevor man euch sieht. Ihr hüllt euch sozusagen in eine richtige Soundglocke ein und je größer ihre Reichweite ist, desto besser ist es. Rasenmäher, Motorräder, Flugzeuge, Laubsauger, Motorboote, blecherne Handymusik… sind so Beispiele. Und ich frage mich: Könntet ihr es wohl schaffen, so leise zu sein, dass man euch zuerst sieht? Haltet ihr es aus, nicht im Voraus wahrgenommen zu werden?
Lustig ist es übrigens, zu beobachten, was für unterschiedlichen Typen von Vogelbeobachtern es gibt. Eine Handvoll sind so richtige Vollblutornithologen: Sie wissen schon beim Ankommen den Namen jeder Vogelart und können ihren Ruf identifizieren. Die am anderen Ende des Spektrums finden zu Hause die Tauben dumm, verfluchen den Vogeldreck auf ihrem Auto und erkennen nicht einmal eine Amsel oder eine Meise. Aber am Ende ihres Delta-Aufenthaltes können sie einen Nachtreiher von einem Purpurreiher unterscheiden. Und natürlich gibt es viele, viele Zwischenstufen. Welcher Typ bist du?
Infos:
Alles über Nachtreiher (auch wenn der dort abgebildete etwas anders aussieht)
Alles über Purpurreiher
Im Donaudelta war ich im Juli 2016.