Röhrendes Gebrüll tönt laut in meinen nicht vorhandenen Ohrmuscheln. Menschliche Rufe, Kettenrasseln, Motorengeräusche. Kamele, überall stehen Kamele herum oder sie werden von Männern über den staubigen Platz geführt. Ich bin auf dem Kamelsouq am Rande der Stadt Sinaw, dem angeblich größten in ganz Oman. Die Verkäufe sind abgeschlossen, die Reihen lichten sich. Das ärgerliche Gebrüll stammt von jenen Tieren, die gerade auf den Pickup ihres neuen Besitzers verladen werden.
Das ist scheinbar der neueste technische Schrei: Ein Flaschenzug für Kamele. Der Pickup fährt unter das schwebende Kamel, dieses wird auf der Ladefläche abgesetzt, festgebunden und dann wird es sitzend ins neue Zuhause gefahren.
Dieses neue Zuhause ist manchmal ganz schön weit weg, denn schließlich ist hier der wichtigste und bekannteste Kamelsouq des Landes und die omanischen Züchter haben einen exzellenten Ruf, sodass auch die kamelvernarrten Saudis hier kaufen. Ja, du hast richtig gelesen: Viele dieser Wiederkäuer werden nach Saudi-Arabien verkauft, wo sie an Rennen sowie Schönheitswettbewerben teilnehmen und dafür gehegt und gepflegt werden. Auch in Oman gelten die Höckertiere als Statussymbol, aber hier besitzt man sie einfach und Wettbewerbe finden, glaube ich, eher selten statt.
Klicke die Bilder an, dann erzählen dir die Untertitel noch mehr über den Kamelmarkt.
Frühmorgens war ich schon auf dem Fischmarkt. Naturgemäß ist der übersichtlicher und um diese Zeit fanden viele Verkaufsgespräche statt, bei denen ich zwar nichts verstanden, aber trotzdem gespannt zugeschaut habe. Ich konnte tatsächlich beobachten, dass die Händler ihre Verhandlungen unterschiedlich geführt haben. Da gab es den wohlgelaunten gewieften Schelm, der immer gut war für ein aufsehenerregendes Gespräch, die immer gerne eine kleine Menschentraube verursachten. Es gab den Aufdringlichen, dem die Käufer prompt lieber auswichen, aber er hatte die Tintenfische. Die gab es hier selten und wenn sie jemand kaufte, kaufte man sie tütenweise, also ausreichend für die Fütt...- ein Festmahl mit der ganzen Großfamilie.
Apropos Familie: Oft sah ich einen mutmaßlichen Patriarchen den Einkauf erledigen, gefolgt von seinem ehrerbietigen, tütentragenden Sohn im Erwachsenenalter.
Auch hier gilt: Klicke die Bilder an, um mehr über meine Beobachtungen auf dem Fischmarkt zu erfahren.
Sinaw ist ein richtiger Marktflecken, äußerst günstig gelegen zwischen der Wüste mit ihren Kamelzüchtern und der besiedelteren Gegend mit potenziellen Käufern und so wird am „Kameltag“ die ganze Kleinstadt zum Souq. Entlang der Hauptstraßen gibt es die unterschiedlichsten Handelsplätze und Angebote.
Sinaw ist nun wirklich keine Touristenattraktion, aber genau deshalb habe ich den Ort sofort in mein kleines Rabenherz geschlossen: Für seine ungeschönte Authentizität und seine vielfältigen Souqs, die einen spannenden Einblick in einen kleinen Teil echten omanischen Lebens geben.