Ernesto goes radio
Interview im DLF auf der ITB
Kinder, war das aufregend! Ich habe zwar die ganze Sendung über vor der Bühne gehockt und gespannt zugeguckt, irgendwie habe ich auch gehört, was die auf der Bühne da sagen, aber so richtig mitgekriegt habe ich es doch nicht vor lauter Aufregung. Schließlich war ich auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin und wartete vor der Bühne auf mein Radiointerview im Deutschlandfunk (DLF). Und das auch noch in meiner absoluten Lieblingsendung „Sonntagsspaziergang“. Da muss man doch einfach aufgeregt sein.
Da war ein reisebegeisterter Blinder, der erzählt hat, wie sich das Unterwegssein für ihn anfühlt. Da waren Afrikakorrespondenten, Buchautoren… Und mittendrin ICH! Sehr beruhigend fand ich, dass der Moderator genau so aufgeregt aussah wie ich mich fühlte. Nur so nebenbei: Im Radio hat man das überhaupt nicht gemerkt, er hat sich so entspannt angehört wie immer. Da war eine imposante mexikanische Musikgruppe, eine Äthiopierin, eine Kombo aus Malaysia und -schwupps!- war die Sendung fast vorbei und ich dran. Geradezu unglaublich schnell verflog meine Zeit auf der Bühne. Nach meinem Gefühl war alles nach 30 sec vorbei. Ich erzählte, warum ich Reiserabe geworden bin, wie ich reise und wie ich die Menschheit dabei beobachte und in ihren vielen, vielen Facetten kennenlerne. Und dass ich mich manchmal über sie wundere, weil sie ab und zu merkwürdige Dinge tun und Einfaches kompliziert machen. Äh…, das war´s auch schon! Schade, ich war gerade so schön ins Schnattern gekommen und hätte noch so viel erzählen können. Aber egal: Ich war im Radio und es hat pfauenmäßig viel Spaß gemacht!
Danach hatte ich noch einige Stunden Zeit, um über die ITB zu flattern. Ein Reiserabe auf der Tourismusmesse, na, wenn das kein Glücksfall ist. So als Privatbesucher merkt man aber, dass der ursprüngliche Sinn einer Messe darin besteht, Geschäftskontakte herzustellen. Ich wollte eigentlich eher allgemeine Informationen über möglichst alle Länder der Welt, um rauszukriegen, ob ich da mal hinreisen möchte. Das habe ich bei ganz ausgewählten Zielen auch hingekriegt, und zwar am Stand des jeweiligen Tourismusministeriums oder eines Regionalverbandes. Aber man muss schon mehrmals langsam durch das Land flattern, um den zu finden. Immerhin habe ich dadurch eine Stofftasche voll Broschüren gesammelt.
Apropos: Damit war ich aber noch recht bescheiden, schließlich konnte ich sie noch selbst sachgemäß transportieren. Es geht ja das Gerücht unter euch Menschen um, dass manche Zweibeiner nur auf Messen fahren, weil man da so vieles umsonst bekommt. Und tatsächlich: Einige hatte so viel Zeug gesammelt, dass sie sich bitte nie wieder über die Sammelleidenschaft von Elstern lustig machen sollen. Riesige Einkaufstaschen, eine davon wohl so schwer, dass der alte Mann sie gar nicht mehr tragen konnte. Er zerrte sie auf dem Boden hinter sich her. Der Boden war schon so durchgescheuert, dass sich nach einem weiteren Kilometer bestimmt ein Teil seiner Ladung still und heimlich davonschleicht. Vollgestopfte Stofftaschen, überquellende Körbe, unter den Arm geklemmte Schilder, in den stilleren Ecken Menschen, die ihre Siebensachen überhaupt erst einmal sortieren mussten, um sie abschleppen zu können. Aber ganz ehrlich: Was zum Kuckuck stellen die Leute mit drei künstlichen Palmwedeln und einer Plastikorchidee an? Wozu brauchen sie ein Schild mit einer Hawaii-Aufschrift? Vielleicht ist der Mensch ja doch immer noch ein Sammler und Jäger, auch wenn er das nicht wahrhaben will.
Auch wenn ich mir die Messe anders vorgestellt habe: Ich bin froh, dass ich da gewesen bin. Bei ein paar Reisevorhaben weiß ich nun zumindest, wie ich die Planung angehen soll. Ich weiß überhaupt mal, wie so eine Messe funktioniert. Nicht zuletzt muss ein Reiserabe doch einmal in seinem Leben auf der ITB gewesen sein.
Infos:
Die Sendung heißt "Sonntagsspaziergang" und ist immer sonntags von 11.30 - 13.00 Uhr im Deutschlandfunk (DLF) zu hören.
Auf der ITB war ich im März 2014.
