In der Lotfullah-Moschee in Isfahan
In der Lotfullah-Moschee in Isfahan

Musterrausch!

Moscheen

 

Einer der Gründe, warum ich in den Iran wollte, war die islamische Architektur. Riesige Portale, mit blau-weiß gemusterten Kachelmustern übersäte Wände, schlanke Minarette, das waren meine Vorstellungen. Und – was soll ich sagen? – meine Erwartungen wurden genau getroffen.

 

 

 

 

Nachdem ich ein paar Moscheen gesehen und sich meine erste Begeisterung gelegt hatte, stellte ich fest: Irgendwie sind sie anders als die in Istanbul. Aber was ist dieses „irgendwie“? Ich schaute, ich grübelte, ich schaute wieder… Ich kam nicht weiter. Schließlich stieß mich Salman aus Shiraz mit dem Schnabel drauf.

Die Moscheen hier sind anders aufgebaut. Zwar haben auch sie einen komplett eingefassten Hof. Aber die Randbebauung besteht in der Regel aus zweistöckigen Arkaden und an jeder Seite ist ein Eingang zu einer Säulenhalle oder einem Raum: Die offene Sommergebetshalle, die geschlossene Wintergebetshalle, eine kleine Halle, in der Männer auf Matten schlafen… Die Eingänge sind mit riesigen prächtig verzierten Portalen (= Iwane) quasi markiert. Die Hallen selbst sind mal mit Mosaikmustern verziert, mal nicht (was ich doof fand). Diese Bauart hat laut Salman ihren Ursprung im Iran, also eher östlich. Bei den Istanbuler Moscheen hat der Hof einen Säulengang außenrum und er führt in einen einzigen, dafür aber multifunktionalen Kuppelbau. Das ist der byzantinische/ westliche Baustil.

 

 

 

 

Außerdem erzählte mir mein freundlicher Begleiter, dass die schiitischen Moscheen eine Vertiefung im Mihrab haben, der nach Mekka ausgerichteten Gebetsnische für den Imam. Dort hinein begibt sich ebendieser zur Andacht. So steht er nicht über seinen „Schäfchen“ und er ist vor Angriffen aus der Menge geschützt (eine der wichtigsten Personen im schiitischen Glauben ist während der Andacht getötet worden).

 

 

Heidnische Nutzung des Mihrab
Heidnische Nutzung des Mihrab

 

 

In Analogie zum allgemeinen Auftreten der Perser finde ich sie auch in ihrer Glaubensausübung irgendwie … bescheidener als die anderen muslimischen Gemeinschaften, die ich bisher erlebt habe. Den Muezzin habe ich öfter mal gehört, aber eben nicht ständig. Ein junger Mann sagte mir, dass man nicht immer nah genug an einer Moschee dran ist, um ihn zu hören. Auch optisch sind die Moscheen nicht so präsent. Dazu kommt noch, dass Schiiten nur drei Mal am Tag beten. Warum ich allerdings die allmittägliche stadtweite Übertragung einer ca. 10-minütigen Andacht in Shiraz nicht aufdringlich fand, weiß ich nicht.

Und jetzt könnt ihr zum Abschluss noch einmal in Portalen, Gebetshallen und Mustern schwelgen.

 

 

Blaue Moschee Tabriz

Lotfullah-Moschee Isfahan

Alte Jame-Moschee Isfahan

Imam-Moschee Isfahan

Vakil-Moschee Shiraz

Nasir al molk-Moschee Shiraz


Infos:

 

Im Iran war ich im Juli 2017.