"Das Lustige an den beiden Hahnheider Bergen ist übrigens, das hier: Der Kleine Hahnheider Berg ist 100m hoch und der Große Hahnheider Berg hat 99m." Das erzählt mir ein seeeeeehr reiserabenfreundlicher Geologe, mit dem ich mich auf meinem Aus-Flug in die Stormarnsche Schweiz unterhalte. Und er erklärt mir noch eine Besonderheit der beiden... na, sagen wir Erhebungen. Das Gestein, aus dem die Berge bestehen, liegt zwar (logischerweise) über dem normalen flachen Untergrund der umgebenden Landschaft, ist aber älter als dieser. Das Hügelmaterial ist aus der Saale-Eiszeit (235 000 – 125 000 Jahre vor heute), das Flachlandmaterial hingegen aus der Weichsel-Eiszeit (115 000 – 10 000 Jahre vor heute). Na, was für eine verkehrte Welt: Der namentlich kleinere Hügel ist höher und das ältere Material liegt oben! Der Gesteinskundler und ich sind begeistert.
Die Sensation für euch handelsüblichen Aus-Flügler ist übrigens der Aussichtsturm auf dem Großen Hahnheider Berg. Wie immer ist der gut für eine bei euch so beliebte Vogelperspektive.
"Ernesto, warum erzählst du uns denn von der Hahnheide? Was hat die mit der Stormarnschen Schweiz zu tun?" fragst du vielleicht. Das ist ganz einfach: Die Hahnheide IST die Stormarnsche Schweiz. Das Waldstück bei Trittau im Landkreis Stormarn nordwestlich direkt vor den Toren Hamburgs hat eben zwei Namen. So einfach ist das manchmal.
Früher war es eine Heide, die wie so viele andere abgeholzt und später mit Nadelbäumen wieder aufgeforstet wurde. Der heutige Wald ist mittlerweile immer wieder von Laubbäumen durchsetzt und mit etwas Phantasie kann man sogar klitzekleine Areale entdecken, die ein bisschen Heideland erahnen lassen. Ein bisschen an die Schweiz kann sie ebenfalls erinnern, denn die Hänge sind tatsächlich steiler, die Hügel höher als in der Umgebung. So kommt mir der Verdacht, dass man eine Schweiz gerne mal im Vergleich mit der Umgebung betrachten muss, um die Namensgebung nachvollziehen zu können.
Ich finde ja übrigens, dass die Umgebung der Stormarnschen Schweiz eine Verlängerung des Aufenthaltes in dieser Gegend rechtfertigt, denn es gibt ein paar hübsche Seen, um die ihr herum spazieren könnt. Wenn die Rundwege nicht gerade durch den Ort führen, sind es meist kleine lauschige Pfädchen durch den Wald.
Wahrlich beeindruckend war mein Rundflug über den Gewässern, denn von dort oben konnte ich besonders gut erkennen, wie riesig die abgelegenen Grundstücke um die Wohnhäuser am Seeufer sind.
Am Nordende des Lütjensees gibt es im Übrigen eine schöne öffentliche Badestelle, die sich auch prima zum Pausieren beim Fliegen, Spazieren oder Radeln eignet. Dort hockte ich ein Weilchen auf dem Tisch einer Picknickbank und beobachtete Zweibeiner mit ihren Hunden auf der Wiese. Einer von ihnen hatte ein flauschiges Fell wie ich, aber es war 18x länger als meins. Der Wind wehte ordentlich und entsprechend flatterte die Behaarung. Das fand ich sehr praktisch, denn so weiß die Besitzerin immer, aus welcher Richtung der Wind kommt.
Somit hat die Gegend nordwestlich von Hamburg nicht nur schweizerische Erhebungen zu bieten, sondern auch lauschige und stille Seen. Insgesamt ist es eine Landschaft ohne große Sensationen, aber irgendwie erwärmt sie mir das Herz.
Infos:
In der Stormarnschen Schweiz war ich im August 2023.