Wie ein Rabe im Glasladen

Glasmuseum Passau

 

Das Passauer Glasmuseum ist ein Faszinosum, in das man hinein gerät und so schnell nicht wieder hinaus kommt. Ich ging in dem Glauben hinein, dass dies eine bemerkenswerte und beachtlich große Privatsammlung im Dachgeschoss des Hotels „Wilder Mann“ (gleich neben dem Rathaus) ist. Dort in dem Saal fand ich dann auch prompt nicht nur eine ganze Menge wirklich geschmackvoller, hübscher und prächtiger Gläser, Schalen und Vasen vor, sondern auch noch einen richtig schönen Dachstuhl. Ich schaute mich genüsslich um und wunderte mich nebenbei ein bisschen über die in Unmassen ausliegenden Rotel-Kataloge. Gut, der Reiseanbieter ist in Passau ansässig, aber trotzdem.

 

 

 

 

Zu meiner freudigen Überraschung entdeckte ich bei meinem Rundgang noch zwei oder drei etwas versteckte kleine Räume mit Gläsern. Nichts wie hin! Doch dann ging der Rundgang noch weiter, diesmal ein Stockwerk tiefer. Und er ging weiter. Und immer noch weiter. Ich wanderte von Raum zu Raum, bewunderte Glas um Glas, arbeitete mich von Etage zu Etage bis tatsächlich ins Erdgeschoss hinunter! Das ganze dauerte Stunden. Nehmt euch also Zeit, liebe Leser und Reisende.

 

 

 

 

In dem Maße, wie die Stockwerkzahl abnahm, nahm die Kuriosität der Exponate zu. Gut zwei Etagen sind nämlich dem Jugendstil mit all seiner Experimentierfreudigkeit gewidmet. Gerade dafür liebe ich diese Stilepoche, aber ich muss auch ganz klar sagen: Viele Entwürfe sind schlicht als Verirrung oder misslungen zu bezeichnen (und zwar nicht nur in der Glaskunst). So durchflatterte ich ein buntes Wechselbad an wirklich tollen und unglaublich kitschigen oder wahlweise hässlichen Glasprodukten. Und ebenso wechselweise überkamen mich Faszination, hysterisches Lachen, Bewunderung und Kopfschütteln.

 

 

Man betrachtet die Auslagen.
Man betrachtet die Auslagen.

 

 

Was bleibt nun –nach geraumer Zeit- von den vielen gegensätzlichen Gefühlen und Gedanken über das Glasmuseum? Faszination. Faszination über das Auf und Ab dieses Erlebnisses. Faszination über die Schönheit der Exponate im Dachgeschoss und vor allen Dingen: Faszination über das Herzblut, das in der Sammlung steckt. Dies ist die private Sammlung eines einzelnen Mannes. Sie umfasst mehrere 10 000 (!) Stücke. Wie viel Geld, wie viel Zeit, wie viel Energie hat dieser Mann in die Sammlung hineingesteckt. Und das alles zusätzlich zum normalen Alltag, bestehend aus arbeiten, einkaufen, reparieren und Was-weiß-ich-noch alles. Übrigens: Auch sonst hat der Glassammler Georg Höltl noch unglaublich viel Bemerkenswertes zu Wege gebracht. Schaut mal in den Links nach und lasst euch überraschen.

 

 


Infos:

Georg Höltl: Schaut, was er alles macht

Rotel - Das rollende Hotel: Höltls geniale Idee

Hotel Wilder Mann: Ein Teil seines Arbeitsalltags

Glasmuseum: Das Liebhaberstück

Museumsdorf Bayerischer Wald: Edel sei der Mensch...

 

Und natürlich:

Passau: Offizielle Tourismus-Homepage

 

  An der Donau war ich im Juli 2012.