Ein Schnabel voll Kuba gefällig?

Klein-Kuba auf Gran Canaria

 

"Ja, aber...., das ist doch,..., das gibt's doch nicht." Mitten in Las Palmas hängt ein Poster von Fidel Castro. Und da ist die Calle de Cuba. Und dort gibt es Zigarren! Da vorne, die Bar Habana! Ich reibe mir die Augen. Bin ich falsch geflogen? Ich frage beim nächstbesten Passanten nach: Das hier ist und bleibt Gran Canaria. Es ist hummelstark hier, aber ich bekomme doch so etwas wie Heimweh nach Kuba. 

Ja, hier auf den Kanarischen Inseln ist es tatsächlich ein bisschen wie auf Kuba. Dass es hier wie in Spanien aussieht, ist ja so naheliegend wie dem Specht das Klopfen. Aber es gibt auf Gran Canaria auch eine Rumfabrik, Kaffeeplantagen, Zuckerrohr und viele, viele kleine Kubahinweise....

 

 

Um dem Rum herum -  Die Destilerías Arehucas

 

 

In Arucas zum Beispiel gibt es eine Rumfabrik. Die bauen hier sogar ihr eigenes Zuckerrohr dafür an. Und sie sind ganz schön stolz auf ihren "Ron Arehucas". Martin führt mich durch "La Fábricia", wo seit 1884 Rum gemacht wird. Erst zeigt er mir die Brennerei. Nüchtern erklärt er mir, wie der Rum auf Gran Canaria gemacht wird. Eigentlich wie immer, denke ich, da zeigt Martin mir das Fasslager. Plötzlich fängt er an vor Stolz zu tänzeln wie ein balzender Strauß. "Viele von die Fässer sind von berühmten Personen mit Widmungen versehen worden" erklärt er mit seinem charmanten spanischen Akzent "hier zum Beispiel von die Deutsche Willy Brandt." Hä? Willy Brandt signiert hier in Arucas Rumfässer? Habe ich das wirklich richtig verstanden mit Willy Brandt? Oder hat er am Ende einfach nur "Weinbrand" gesagt? Egal.

 

 

 

 

"Und was bedeutet der Name Arehucas?" frage ich Martin. Da erzählt er mir von dem Gesetz. Es besagt, dass ein Schnaps nicht nach einem Ort heißen dürfe und deshalb hat man die Brennerei 1965 einfach nach dem historischen Namen für den Ort Arucas, nämlich eben Arehucas benannt. Ungläubig schüttele ich den Kopf. „Was ihr Menschen euch für Regeln einfallen lasst, das ist doch so verrückt wie tausend Kolibris" denke ich. Martin lächelt nur verschmitzt.

 

 

 

 

"Genug von die Theorie," sagt er "jetzt kommt der mündliche Prüfung!" Ich darf den "Ron Arehucas" probieren! Im Verkostungszelt ist die Hölle los. An der Ausgabe der Probegläschen herrscht ein Gedränge wie an der Taubenfutterstelle. Dennoch habe ich prompt ein Gläschen mit Rum vor mir. Und noch eins. Unnoch einss. Eigentlich ganz lecker der Arucas..., ne, Are..Are...hu, die Arehucas Rum. Jetzt habe ich auch schon eine kleine Akzent. Der Rum iss aba auch wirklich llllecka.

 

 

Von Kirschen und Bohnen - In der Kaffeeplantage

 

 

Sogar Kaffee wird auf Gran Canaria produziert, erzählt mir Antonio, mein Vogelhäuschenvermieter. Im Valle De Agaete wird tatsächlich Kaffee angebaut! Wie in Kuba! Das muss ich sehen und flattere hin. Kaum hab ich mich in einem Garten auf einem (übrigens echt kubanischen) Schaukelstuhl niedergelassen, da spricht mich Alma an und fragt, ob sie mir die Kaffeeplantage zeigen soll. Na klar!  Also trägt sie mich durch ihren kleinen Dschungel aus Kaffeepflanzen. Die sind alle auf zwei Meter Höhe gekappt, denn die Kaffeefrüchte, die "Cerezas", werden alle von Hand gepflückt und da dürfen die Sträucher nicht zu hoch sein. Und für ein Kilo fertige Kaffeebohnen müssen bis zu acht Kilo Kaffeekirschen vom Busch gepflückt werden. Was für eine Ameisenarbeit!

 

 

 

 

Ob ich denn auch Lust auf eine Tasse "Gran - Canaria - Kaffee" hätte, fragt mich Alma. Was für eine Frage! Also geht´s zurück zur kleinen Hütte mit dem Schaukelstuhl. Gerade will ich mich darauf niederlassen, da ruft mich sie zu einer kleinen Theke. "Was passiert jetzt?" frage ich mich. Alma zeigt mir ein paar grüne, getrocknete Kaffeekirschen. Und jetzt? 

 

 

 

 

Die junge Frau schüttet eine Handvoll davon in eine Pfanne und erhitzt sie. Sofort riecht es nach geröstetem Kaffeebohnen. Sie erläutert mir, dass die Kaffeekirschen für die normale Produktion natürlich nicht mehr von Hand geröstet werden. Das wäre viel zu ungleichmäßig und dadurch nicht optimal im Geschmack. Dies würde maschinell in einer großen Rösterei in Las Palmas hier auf Gran Canaria erledigt. Derweil brüht mir Juan, Almas Kollege, einen echten Kanaren - Kaffee auf. Jetzt kann ich mich endlich auf dem Schaukelstuhl niederlassen. Hmmmm! Lecker! Alma erzählt mir stolz, sie hätten zwar nicht den einzigen Kaffee von den Kanarischen Inseln und auch nicht den einzigen von Gran Canaria, aber der ganz klar den besten!

Ja, mit einer so frisch aufgebrühten Tasse auf dem Schaukelstuhl im Schatten der Veranda ist der Nachmittag auch noch ein bisschen würziger.

 

 


Infos:

Willst du mit mir auf den Kanarischen Inseln weiterreisen? Dann komm´ mit nach La Palma

Oder überhaupt nach Spanien? Ich war auch schon in der Extremadura.

Einen meiner faszinierendesten Aus-Flüge überhaupt habe ich übrigens in das ECHTE Kuba gemacht.

 

Da fehlt mir doch nur noch eine Zigarre. Aber ach! Zigarren oder vielmehr Tabak, wird auf Gran Canaria dann doch nicht angebaut. Ein bisschen Kuba weniger! Aber auf den Nachbarinseln gibt es auch Zigarren, z.B. die El Sitio...

 

Mehr über die Destilerías Arehucas: www.arehucas.es/en/

Mehr über Platinium Kaffee: www.cafeplatinium.wordpress.com/

 

Auf Gran Canaria war ich im Februar 2020.