Man muss nur das Richtige nehmen!

Isländisch essen

 

 

Also, Restaurantbesuche in fremden Ländern sind ja auch immer wieder spannend. In erster Linie natürlich wegen der interessanten Gerü- nee, Gerichte, die dort zubereitet werden. Die außerhalb des nordischen Landes bekanntesten sind ja wohl fermentierter (sprich: vergammelter) Haifisch und ganze Schafsköpfe. Wäh! Klingt ja überhaupt nicht verlockend und ich war sehr gespannt, was mich kulinarisch erwartet. Aber -siehe da!- auf keiner einzigen Speisekarte fand ich diese Spezialitäten. War nicht so schlimm. Dafür gab es immer Lamm und Fisch und das lohnt sich immer zu bestellen, finde ich. Die Zubereitung ist zwar meistens recht gewöhnlich, aber sie bestechen durch ihre Frische. Mitten in Deutschland kann Fisch gar nicht so frisch sein wie 50 m von Islands Küste entfernt. Die flügelfeste Hausmannskost drumherum ist genau das Richtige, da kommt die Frische toll zur Geltung. Wer aber mal Lust auf was ganz Anderes hat und zufällig gerade in Reykjavik ist, dem empfehle ich das folgende Restaurant: NepaleseKitchen, das ist ein nepalesisches Lokal. Jawohl, du hast richtig gelesen. Ich fand es echt kosmopolitisch, als deutscher Rabe in Island nepalesisch essen zu gehen. Es hat richtig echt nach dem fernen Land in Asien geschmeckt und der Plausch mit dem Besitzer des Lokals hat das Ganze noch gemütlicher gemacht.

 

 

 

 

Und Kuchen! Leute, ihr müsst unbedingt Kuchen essen, wenn ihr auch nur ein kleinstes bisschen Sinn für Süßkram habt! Aber erst mal nur ein kleines Stück bestellen, denn isländische Konditorwaren sind sowas von gehaltvoll, da sind die dicksten Sahnetorten Deutschlands eine Kinderportion dagegen. Völlig egal, ob Schoko-, Karotten- oder sonst irgendein Kuchen: Sie bestehen in erster Linie aus Butter, Sahne, Zucker und Geschmack. Irgendwie hat mich das an England erinnert, da war das auch so. Ich glaube, das hat mit dem Klima zu tun. Das ist in beiden Ländern so rau und kalt, da verbrauchen die Menschen einfach unglaublich viele Kalorien damit, dass sie nicht frieren.

 

 

 

 

Aber neben dem fremdländischen Essen finde ich es auch immer wieder spannend, die Gepflogenheiten der ausländischen Restaurants zu erforschen. Dort essen zu gehen ist immer ein bisschen wie eine Forschungsreise, denn niemand erklärt einem die Vorgänge, die überall anders sind. Man muss sie mit eigenen Augen beobachten oder auch mal ausprobieren („Was passiert wohl, wenn ich…?“). Meine isländischen Feldstudien haben folgende Erkenntnisse gebracht:

Die Gastwirte sind freigebig. Alle Essensgäste bekommen einen Krug mit Leitungswasser auf den Tisch gestellt. Ungefragt und kostenlos. Und man bekommt ihn auf Wunsch auch wieder aufgefüllt. Ebenso kostenlos. Oft gibt es Tee und Kaffee zum Nachfüllen, man mietet praktisch die Tasse und kann sich immer wieder einschenken. Einmal habe ich das sogar mit einer köstlichen Fischsuppe erlebt. Schade, dass ich nach zwei Schalen satt war. Die war nämlich echt klasse. Das war im Álfacafé in Bakkagerδi (Ostfjorde, tolle Kneipe!).

Zum Bezahlen gehen alle Gäste an die Theke. Das liegt daran, dass in Island grundsätzlich mit Kreditkarte gezahlt wird und das Lesegerät steht nun mal am Tresen. Aber auch die Barzahlungen finden dort statt. Trinkgelder sind immer in den Preisen enthalten.

In Gaststätten an touristischen Orten wird prinzipiell Englisch gesprochen. Auch die isländischen Gäste tun das, weil viele der Bedienungen aus aller Herren Länder kommen (s. auch Kapitel „Tourismus“). Da sind die Isländer echt lässig. Stellt euch das mal zu Hause vor: Du gehst als Einheimischer in eine Kneipe und kannst dich dem Personal gegenüber nur auf Englisch verständlich machen.

 

Wie immer und überall ist es also auch in Island spannend und ereignisreich, wenn man essen geht ohne sich auszukennen. Und ich stelle immer wieder fest: Selbst wenn dem Essen eines Landes ein übler Ruf vorauseilt, lohnt es sich, sich damit genauer zu beschäfigen. Bis jetzt bin ich nie enttäuscht worden und habe immer gute Speisen gefunden.


Infos:

 

Ernesto-Tipps "Restaurant und Café":
Nepalesisches Restaurant in Reykjavík

Álfacafé in Borgarfjörδur eystri/ Bakkagerδi

Hotelcafé Aldan in Seyδisfjörδur

 

In Island war ich im August 2014.