Mingalar ba!

Die Myanmaren

 

Hey, ihr Lieben, ich muss euch was sagen: Ich habe mich verliebt! Jaaaaa, Raben können das auch. Es geht nicht immer nur ums Poppen in der Tierwelt. „Und – wie heißt sie?“, wirst du fragen. „Falsch formuliert“, werde ich antworten. „Das muss heißen: Und – wie heißen sie?“. Myanmaren heißen sie! Ein tolles Volk! Sowas von freundlich, offenherzig und neugierig, das habe ich noch nirgendwo anders auf diesem runden blauen Erdball erlebt!

 

 

 

 

Ich habe selten so viel mit Menschen gespielt wie in Myanmar. Ganz viele Leute haben mir am Straßenrand zugewinkt, egal ob ich einem Bus saß, mich von einem anderen Fahrzeug transportieren ließ, die Strecke selbst flatterte, spazieren ging oder einfach irgendwo hockte. Und sie haben sich richtig gefreut dabei! Ich habe dann natürlich immer zurückgewinkt mit meinen Stummelflügeln, auf Birmanisch gegrüßt: „Mingalar ba!“, und dann waren sie ganz aus dem Häuschen. Die Frau ganz rechts auf dem Foto hat sich sogar so gefreut, dass sie mich gleich zum Essen in ihr Haus eingeladen hat. Ich durfte das Obst der Saison schnabulieren. Das waren Papaya, Wassermelone, Bananen und Minimandarinen. Es gab ein paar Erdnüsse zu knabbern, deren Reste ich unbedingt mitnehmen sollte. Vom Wasser habe ich alibimäßig nur genippt damit ich kein Bauchweh kriege. Sie war so stolz und freundlich und präsentierte den exotischen Gast prompt ihren Eltern (neben ihr auf dem Bild) und den vorbeikommenden Nachbarinnen.

 

 

Ein Bethelstand: Die Blätter werden mit gelöschtem Kalk, einem Stück Bethelnuss und individuellen Aromen bestückt.
Ein Bethelstand: Die Blätter werden mit gelöschtem Kalk, einem Stück Bethelnuss und individuellen Aromen bestückt.

 

 

Ein anderes Mal habe die folgende Szene beobachtet: Eine kleiner Trupp Touristen stand in einem Dorf um einen Baumstumpf am Straßenrand herum und knabberte Obst aus einer Einkaufstüte. Sie schienen sehr zufrieden. Da kam eine birmanische Frau vom benachbarten Verkaufsstand und brachte ihnen einen Plastiktisch und Sitzgelegenheiten für alle. Lustigerweise alles in Kindergröße. Aber das ist hier überall so, was ja an sich echt rabenfreundlich ist. Hoch erfreut und lachend falteten sich die drei auf die kleinen Stühlchen und setzten ihr Mahl fort. Später wollten sie die Freundlichkeit mit dem Kauf eines Bethelpriems an ihrem Stand würdigen, aber nicht einmal den durften sie bezahlen – trotz aller Bemühungen (wenn ich das richtig mitbekommen habe). Die Frau wollte ihnen den unbedingt schenken.

 

 

 

 

Und das Merkwürdigste war: Allermeistens konnte ich mich mit diesen freundlichen Menschen überhaupt nicht unterhalten. Sie können nämlich in den seltensten Fällen Englisch sprechen. Aber wir haben ganz viel zusammen gelacht, miteinander gespielt, uns gegrüßt und bedankt. Das kann ich nämlich auch. Und einmal haben wir füreinander gesungen. Selten habe ich mich mit Menschen so gut verstanden ohne Verständigung. Was für eine Völkerverständigung!

 

 

 

 

Ich habe nachgedacht (!) und überlegt, warum das so ist. Ich glaube, es hat viele Gründe - wie alles eigentlich. Erstens sind Birmanen einfach so. Außerdem gibt es in Myanmar bisher wenige Reisende. Massentourismus ist in diesem Land noch ein Fremdwort und das führt zweitens dazu, dass „sie noch nicht enttäuscht worden sind.“ Sagte ein Reisender - sehr treffend wie ich finde. Und drittens: Reisende Raben wie Menschen sind hier echt was Exotisches, besonders Weiße (mit denen habe ich öfter gesprochen). Und weil die Myanmaren neugierig sind, bestaunen sie die Fremden genauso wie die Fremden sie. Man entdeckt sich sozusagen gegenseitig. Eine Reisende hat mir erzählt, dass sie das richtig angenehm findet, weil man da „so aus dem Begafferstatus rauskommt.“ Also das, glaube ICH, sind die Gründe für diese unübertroffene Offenheit und Freundlichkeit.

 

 

..Der Sohn des Schreiners
..Der Sohn des Schreiners

 

 

Jedenfalls habe ich noch nie in meinem Leben so viel Spaß mit mir völlig fremden Menschen gehabt. Und das ist der Grund, weshalb ich die Birmanen soooooooooo toll finde.

 


Infos:


In Myanmar war ich zum Jahreswechsel 2014/15.