Frank, der Tabakanbau und das Genießen

Das Leben eines Tabakbauern

 

"Ahhhhhhh, was für ein urgemütlicher Nachmittag!" denke ich genießerisch und paffe an meiner Zigarre. Ich hocke zusammen mit Frank Robaina auf seiner luftig-schattigen Terrasse. Mit von der Partie sind Rum, Zigarren, Kaffee und Flan (eine Art Karamellpudding), die ganze Palette typisch kubanischer Genussmittel halt. "Klingt gut", sagst du? Ist es auch. Die Kubaner wissen echt das Leben zu genießen, es gibt kaum etwas Friedvolleres, als nach einem gemeinsamen Essen im Schaukelstuhl zu hocken und mit den anderen erst einen espressoartigen Kaffee und dazu einen köstlichen Flan zu genießen, später eine Zigarre zu rauchen, am Rum zu nippen, zu plaudern, einzunick... na, egal. Ich jedenfalls befinde mich in ebendiesem Zustand mit Frank, einem noblen Tabakbauern aus der Provinz Pinar del Rio im Westen Kubas.

 

 

Frank raucht immer und überall, scheint mir.
Frank raucht immer und überall, scheint mir.

 

 

Seine Familie ist berühmt unter Zigarrenkennern, liefern sie doch seit Generationen qualitativ äußerst hochwertigen Tabak und das auch noch in der Königsdisziplin des Tabakanbaus, den besonders wertvollen Deckblättern. Die müssen nämlich nicht nur vom Geschmack her stimmen (wie die Füllblätter), sondern auch vom Aussehen her, weil sie die Außenhaut einer Zigarre bilden und deshalb zusätzlich noch besonders hübsch aussehen müssen, möglichst alle gleich usw. usw.

 

 

Tabakanbau im Allgemeinen und Deckblätter im Speziellen brauchen viel Geduld und Krall... Fingerspitzengefühl.
Tabakanbau im Allgemeinen und Deckblätter im Speziellen brauchen viel Geduld und Krall... Fingerspitzengefühl.

 

 

"Wie macht ihr das bloß?" frage ich Frank neugierig auf und ab hüpfend und er beginnt zu erzählen. Zum einen mag vielleicht ein Grund sein, dass die Familie eine der wenigen ist, die ihre Tabaksamen selbst züchtet. Die allermeisten anderen bekommen sie vom Staat. Vielleicht mag es auch daran liegen, dass sie besonders gute Lagen für ihre Felder haben. Er berichtet, was sich wie auf den Tabak auswirkt, so lange, bis mir mein kleiner Rabenkopf schwirrt. Ich kann mir also unmöglich alles merken, aber ich glaube, es lässt sich mit dem Weinanbau vergleichen: Welche Mineralien sind im Boden? Wann scheint die Sonne wie lange und in welchem Winkel auf die Pflanzen? Wie viel Wasser... Naja, ihr wisst schon. "Was aber auf jeden Fall von Vorteil ist", sagt Frank, "ist, dass wir eine eigene Wasserquelle auf unseren Ländereien haben."

 

 

 

 

Das ist das Tabakhaus der Robainas. Dort trocknen sie die Tabakblätter nach der Ernte (s. Fotostory unten). Entgegen der Tradition ist es aus Holz gebaut. Herkömmlich sind sie aus Palmwedeln, was für die passende Klimatisierung günstiger ist. Aber Frank Robainas Haus ist so groß, dass es nur mit Holz stabil gebaut werden kann. In ihm finden bis zu 1 Mio. Tabakblätter Platz! Das ist Material für 2 Mio. Zigarren! Ich bin beeindruckt. Wer zum Kuckuck soll das alles rauchen? Westeuropäer und Chinesen hauptsächlich, kriege ich zu hören.

 

 

 

 

Wie so oft in Kuba, bekommen die Robainas vom Staat ein Produktionssoll vorgegeben, das sie an ebendiesen verkaufen müssen. Über Überschüsse dürfen sü frü... äh, sie frei verfügen. In einem solchen Fall behalten sie Blätter aus ihren beiden besten Lagen, eigene Roller stellen daraus nach selbstkreierter Rezeptur Zigarren her, die die Familie selbst raucht und teilweise verschenkt. Auch ich bekomme zwei, die ich mir stolz unter den Flügel klemme. Inzwischen haben wir unsere Zigarren fertig geraucht und den Rum leer getrunken. Ich bin ein bisschen benebelt, so als hätte ich den Rauch nicht wieder in die Luft entlassen, sondern in mein Hirn eingesogen. Deshalb darf ich auf Franks Schulter sitzen, als wir einen kleinen Rundgang über sein Gelände machen. Ich lerne, wie der Tabakanbau vor sich geht und das kannst du auch, indem du Bilder der Fotostory anklickst.

 

 

Fotostory Tabakanbau

 

 

Über dem Mittagessen, dem Plausch und dem Rundgang mit Frank ist doch glatt der Tag vergangen und ich muss mich von Frank Robaina verabschieden. Voller neuer Eindrücke mache ich mich nach diesem wundersam lehrreichen und gemütlichen Tag auf den Weg in mein momentanes Nest in Viñales.

 

So, nun kennt ihr die Geschichte von Frank und habt wieder etwas typisch Kubanisches kennengelernt: Tabakanbau erfordert viel Geduld, Zeit,Fingernspitzengefühl und Arbeitskräfte. Und nicht zuletzt: Für einen genießerischen kubanischen Nachmittag (Abend geht auch) braucht es Zigarren, Rum, Flan und Kaffee (zur Erhaltung der Nachtruhe darf der Abends auch durch einen Rum ersetzt werden).

 

 


Infos:

In Kuba war ich im Dezember 19.