Ásványvíz = Mineralwasser

Sprache in Ungarn

 

„Jó napot“, krächzte ich stolz dem Besitzer des kleinen Dorfkiosks entgegen als ich mich vor das geöffnete Schiebefenster hockte. Ich hatte Durst und hatte extra dafür auch die Worte für „Mineralwasser“ und „kalt“ gelernt. „Guten Tag, kleiner Rabe, du siehst wirklich ziemlich durstig aus. Möchtest du gleich eine große Flasche?“ Mein Schnabel klappte herunter. „Willst du noch etwas zum Essen kaufen?“ Äh… schon… aber ob seiner exquisiten Deutschkenntnisse war ich so verdattert, dass ich ganz vergessen hatte, was ich futtern wollte.

 

 

 

 

Du wirst es nicht glauben, lieber Leser, aber so etwas sollte mir auf meinem Aus-Flug ziemlich oft passieren. Ganz viele Ungarn sprechen nämlich Deutsch und zwar auf beachtenswertem Niveau. Teilweise sogar besser als mancher Deutscher zu Hause. Auf jedem Hopser und Flügelschlag begegnete mir die deutsche Sprache: Im Lebensmittelgeschäft verwies ein handgeschriebenes Schild auf „Frische Blumen“. Im Restaurant bekam ich eine „Speisekarte“ gereicht, am Marktplatz hatte ein „Zahnarzt“ seine Praxis. „Warum zum Kuckuck ist das so?“, fragte ich erst mich und die später die Ungarn. So nach und nach bekam ich im Laufe meiner Reise Folgendes heraus: Bis vor kurzem lernten die Kinder Deutsch als erste Fremdsprache in der Schule. Das kommt noch aus der Zeit des österreichisch-ungarischen Kaiserreiches. (Da war es wieder, das wienerische Käsereich!) Darum fühlt man sich dem schrulligen Nachbarland auch heute noch verbunden. Umgekehrt scheint das genauso zu sein, denn viele Österreicher verbringen hier ihren Urlaub. Heute ist das in der Schule etwas anders, denn auch wenn es zu Zeiten von Viktor Orbán nicht so scheinen mag, öffnet sich Ungarn zunehmend der Welt. Darum können sich die Schüler von heute zwischen Deutsch und Englisch entscheiden.

 

 

In Györ, einer Stadt mitten auf dem ungarischen Land
In Györ, einer Stadt mitten auf dem ungarischen Land

 

 

Da wurde mir natürlich langsam klar, warum mich die Menschen sogar mitten auf dem ungarischen Land verstanden. Aber, liebe Leser, fühlt euch nicht zu sicher, denn zum Einmaleins des Reisens gehört es immer noch, die Wendungen „Guten Tag“, „Bitte“, „Danke“ und „Auf Wiedersehen“ in der jeweiligen Landessprache zu können. Und merkt euch auch das: Ab Esztergom ist Schluss mit dem Luxus. Ab da spricht kein Mensch mehr Deutsch.

 

 


Infos:


Sogar die Internetseite Esztergoms ist gibt´s auf Deutsch.

Und die von Györ natürlich auch.


An der Donau war ich im August 2015.