In der Wildeshauser Geest fällt mir sofort etwas auf, das ich noch nirgendwo auf dieser Welt gesehen habe: Es gibt hier tatsächlich gepflasterte Überlandstraßen! Zugegeben: Es sind eher Sträßchen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass irgendjemand sie Kilometer um Kilometer gepflastert hat. Wahrscheinlich jemand, der Vater und Mutter umgebracht hat.
Überhaupt gibt es Unmengen an Fahrwegen und Sträßchen, die kaum von Autos befahren werden und euch Zweibeiner deshalb zum Radeln, Spazieren und so einladen.
Jeder noch so kleine Fahrweg hat einen eigenen Namen. Die sind für kleine Reiserabenhirne echt tückisch, weil sie sich oft so ähnlich sind: 'Baumweg' – 'Am Baumweg' – 'Zum Baumweg' Alle drei Straßen liegen direkt nebeneinander, zweigen quasi voneinander ab. Wahrscheinlich geht das gar nicht anders, denn hier gibt es kaum Haufendörfer gibt wie im Süden Deutschlands. Stattdessen stehen viele einzelne Häuser und tolle Höfe herum. Häufig sind es riesige alte Anwesen und offensichtlich werden sie bewohnt. Gerade am Dorfrand von Dötlingen z.B. sehe ich einige Häuser durch die Baumkronen schimmern und wenn man genau hinschaut, erkennt man die stattliche Größe der Anwesen drumherum. Das sind keine Gärten mehr – das sind Landstücke.
Aber um wieder auf die vertrackt ähnlichen Straßennamen zurückzukommen – ich habe folgende Theorie: Weil die Häuser so verteilt liegen, hat jedes seine eigene Zufahrtsstraße und deshalb braucht man so viele Straßen samt Namen. Wenn dann die Fantasie der Namensgeber nicht allzu groß ist, kommen halt immer ähnliche Bezeichnungen raus.
Das wiederum führt mich unweigerlich zu der Frage: Wie viele Briefe irren wohl unzustellbar in dieser Gegend herum, weil sie jemand nicht ganz korrekt adressiert hat...
Jedenfalls ist die Orientierung auf den vielen kleinen, gleich aussehenden Straßen für euch bestimmt nicht ganz einfach und ich bin froh, fliegenderweise den Überblick behalten zu können und nicht auf Straßenverläufe angewiesen zu sein.
Infos:
In der Wildeshauser Geest war ich im Mail 2020.